Das Streichtrio als eigenständige Gattung entwickelte sich im 18. Jahrhundert – ausgehend von der Trio-Sonate für zwei Solostimmen und einer selbständig, mitunter auch kontrapunktisch geführten Bass-Stimme. Um 1750 hatte die Gattung des Streichtrios eine wesentlich größere Bedeutung und Verbreitung als das noch in den Anfängen steckende Quartett. Das Spezifische des Streichtrios erschöpft sich nicht im Vorhandensein der drei Instrumente, viel wichtiger ist deren Verwendung in einer qualitativ neuen Satzstruktur. Während die barocke Trio-Tradition auf zwei möglichst gleichberechtigten Oberstimmen mit einer stützenden Bassstimme (Generalbass) beruhte, pflegt das Streichtrio eine Faktur, bei der alle drei Instrumente tendenziell gleichwertig sind. Ein erster Höhepunkt der neuen Gattung ist, nach Beiträgen von L. Boccherini, J. Haydn u. a., mit W. A. Mozarts Divertimento Es-Dur KV 563 (1788) erreicht. Der Titel (Divertimento, ähnlich auch: Serenade) deutet noch auf – für das Streichtrio konstitutive – Traditionen der geselligen Musik hin, in der schöpferische Freiräume auf oft spielerische Weise wirksam wurden. Inhaltlich hat sich die Trioformation bereits weit von dieser Tradition entfernt und zeigt sich als Kammermusik höchsten Ranges.
Auch L. van Beethoven (op. 3 und Serenade op. 8) verwendet zunächst die am Divertimento orientierten traditionellen Satzfolgen; seine drei Trios op. 9 sind jedoch bereits als großangelegte Sonatenzyklen disponiert und markieren einen neuen Gattungsanspruch. Allein die Tatsache, dass Beethoven 5 gewichtige Werke dieser Gattung beisteuerte, zeigt ihre Bedeutung im damaligen Musikbetrieb. Das nach klanglicher Opulenz strebende 19. Jahrhundert gab insgesamt der Gattung des Streichquartetts den Vorzug und verdrängte damit das Streichtrio von seiner Vorrangstellung, die es im 18. Jahrhundert innehatte.
An Mozart und Beethoven anknüpfend vollzog sich erst im frühen 20. Jahrhundert eine Renaissance der Gattung, u. a. mit den Trios von Max Reger. Mit seiner auf das Wesentliche
reduzierten Dreistimmigkeit und dem „Fehlen“ einer oft als belastend empfundenen Stimmen-Verdopplung (wie im Quartett) bot das Streichtrio jedem Spieler reizvolle, stimulierende
Entfaltungsmöglichkeiten. Diese wurden im Rahmen reicher stilistischer Orientierungen und höchst individueller Schaffenskonzepte bis in die Gegenwart ungebrochen genutzt.